Wer Angehörige pflegt, kann in Deutschland Pflegezeit beantragen. Dr. Johanna Fischer (Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung) untersucht in ihrem neuen Postdoc-Projekt die entsprechenden Politiken in EU-Staaten und insbesondere in Deutschland und Österreich.
Die Langzeitpflege steht – nicht nur in Deutschland – vor einer Vielzahl von Problemen. Die Zahl an Pflegebedürftigen wird in den nächsten Jahren weiter steigen, während es an Pflegepersonal mangelt und Plätze in Pflegeeinrichtungen zunehmend knapper werden. Die häusliche Pflege spielt daher aktuell und auch zukünftig eine wichtige Rolle in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Informell Pflegende, insbesondere weibliche Familienmitglieder, leisten einen großen Teil dieser Arbeit. Dies hat Auswirkungen auf ihre eigene Erwerbstätigkeit, da sich die Pflegeverantwortung häufig nicht gut mit dem Beruf vereinbaren lässt.
Um diesem Problem zu begegnen, haben viele Sozialstaaten eine „Pflegezeit“ etabliert, die – ähnlich wie die Elternzeit – eine zeitlich begrenzte Freistellung von der Erwerbsarbeit ermöglicht, um Sorgearbeit nachzukommen. Die Ausgestaltung einer solchen Regelung unterscheidet sich von Land zu Land aber hinsichtlich verschiedener Faktoren, beispielsweise der Zielgruppe, Dauer und Bezahlung. In ihrem von der Zentralen Forschungsförderung der Universität Bremen geförderten Projekt „Work-care conciliation policies for informal elder care: Comparing the generosity of long-term care leave schemes in Europe“ betrachtet Dr. Johanna Fischer ab März 2025 für drei Jahre die unterschiedlichen Politiken im europäischen Vergleich.
In ihrem Projekt erhebt sie in einem ersten Schritt die Ausgestaltung einer solchen Pflegezeit in allen 27 EU-Staaten bevor sie die Unterschiede zwischen den Ländern anschließend erklärt. Danach betrachtet sie die Einführung der Pflegezeitpolitiken in Deutschland und Österreich in einer qualitativen vergleichenden Analyse. Dabei stehen die politischen Faktoren und Debatten, die die Einführung der Gesetzgebungen begleitet haben, im Vordergrund.
Dr. Johanna Fischer ist Politikwissenschaftlerin und promovierte 2021 an der Universität Bremen zur Entstehung von Sozialpolitiken für Langzeitpflege im globalen Vergleich. Seit 2022 ist sie Mitarbeiterin im Projekt „Globale Entwicklungsdynamiken in der Langzeitpflegepolitik“ des Sonderforschungsbereichs „Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik“. Mit der Förderlinie „Eigene Projekte für Postdocs“ unterstützt die Zentrale Forschungsförderung der Universität Bremen Postdocs in der Entwicklung ihrer Forschungsprofile und wissenschaftlichen Karriere.
Text: Maren Emde / Universität Bremen
Foto: Universität Bremen / Patrick Pollmeier
Kontakt:
Dr. Johanna Fischer
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57074
E-Mail: johanna.fischer@uni-bremen.de