Soziale, kulturelle und ökonomische Ungleichheiten

In unserer Arbeitsgruppe untersuchen wir Ungleichheiten aus einer multidimensionalen und längsschnittlichen Perspektive. Neben der differenzierten Analyse einzelner Dimensionen und Prozesse sozialer Ungleichheit geht es dabei immer auch um ihren Rückbezug auf gesamtgesellschaftliche Muster klassen- und milieuspezifischer Ungleichheiten und ihrer Konfliktdynamiken.
V.l.n.r.: Jean-Yves Gerlitz, Susan Westing-Kilian, Olaf Groh-Samberg, Nora Waitkus, Theresa Büchler, Nepomuk Hurch, es fehlen Julia Neuhof und Martin BacherV.l.n.r.: Jean-Yves Gerlitz, Susan Westing-Kilian, Olaf Groh-Samberg, Nora Waitkus, Theresa Büchler, Nepomuk Hurch, es fehlen Julia Neuhof und Martin Bacher

Der anhaltende und deutliche Anstieg ökonomischer Ungleichheiten stellt moderne Wohlfahrtsgesellschaften vor neue Herausforderungen. Während in Deutschland, wie in vielen anderen OECD-Ländern auch, auf der einen Seite die Armut drastisch zugenommen hat und sich zunehmend verfestigt, findet auf der anderen Seite eine ungeheure Anhäufung von Reichtum und Vermögen statt.

Die Mittelschichten bilden in diesem Polarisierungsprozess längst kein stabiles Zentrum mehr, sondern sehen sich zwischen Aufstiegshoffnungen und Abstiegsängste gestellt und kämpfen angesichts zunehmender Irritationen um den unsicherer gewordenen Statuserhalt.

Die soziologische Ungleichheitsforschung hat sich in den vorhergegangenen Jahrzehnten wirtschaftlichen Wachstums und wohlfahrtsstaatlicher Expansion vorrangig auf den Nachweis weitgehend persistenter relativer Chancenungleichheiten trotz insgesamt wachsender Lebenschancen für alle fokussiert und dabei ökonomische Ungleichheiten weitgehend außer Acht gelassen.

Diese Konstellation hat sich - trotz fortschreitender Bildungsexpansion und berufsstrukturellen Wandels - aufgrund stagnierender Realeinkommen bei zunehmender Polarisierung grundlegend gewandelt.

Während der Einfluss wohlfahrtsstaatlicher Arrangements auf Strukturen ökonomischer Ungleichheiten gut bekannt ist, wissen wir indes noch wenig darüber, wie Ungleichheitsstrukturen und Wohlfahrtsstaaten auf Prozesse und Muster sozialer Mobilität wirken - was eigentümlich in Widerspruch steht zur starken sozialpolitischen Betonung von Chancengerechtigkeit. Diese Zusammenhänge stehen daher im Mittelpunkt unserer Forschungs- und Lehrtätigkeiten.

Im Einzelnen untersuchen wir schwerpunktmäßig folgende Themen:

  • Ökonomische Ungleichheiten, insbesondere Prozesse der Verfestigung von Armut, aber auch Entwicklungen der Einkommens- und Vermögensungleichheit und -mobilität. Regelmäßig stellen wir Analysen zur Armutsentwicklung in Deutschland auf Basis eines multidimensionalen und längsschnittlichen Armutsindikators vor.

  • Bildungsungleichheiten, insbesondere Prozesse der intergenerationalen Transmission von Bildungsstrategien und des Einflusses von familialen Statusdynamiken auf den Bildungsverlauf.

  • Veränderungen der Klassenstruktur und klassenspezifischer Lebenslaufmuster. Mithilfe von Längsschnittdaten und dynamischen Analyseverfahren versuchen wir, dabei theoretische Perspektiven der Bourdieu‘schen Klassensoziologie empirisch umzusetzen und zu untersuchen.

  • Lebensführungsmuster verschiedener sozialer Klassen und Milieus, insbesondere der Mittelschichten und deren Irritationen durch gesellschaftliche Veränderungen sozialer Ungleichheit und wohlfahrtsstaatlicher Politiken.

  • Strukturen und Prozesse der Vermögensakkumulation.

  • Prozesse intergenerationaler sozialer Mobilität und ihr Zusammenhang mit Strukturen sozialer Ungleichheit.


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