Veranstaltungsort:
Zentrum für Sozialpolitik
Raum: 3260
Parkallee 39
28209 Bremen
Uhrzeit:
16:00 - 18:00

Download: Flyer

2010 feiert Hartz IV seinen fünften Geburtstag. Hartz IV ist eine der umstrittensten Reformen der Nachkriegszeit und hat die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in Deutschland nachhaltig verändert. Mit ihrem jüngst erschienen Buch „Der Fall Hartz IV“ (Campus Verlag, Frankfurt a.M.) liefern Anke Hassel und Christof Schiller die erste lückenlose Genese der Reform, ziehen Bilanz und wagen einen Ausblick. In einem Vortrag am 18. November 2010 am Zentrum für Sozialpolitik machten die Autoren deutlich, dass die Hartz IV-Reform sowohl gängigen Annahmen zur Reformfähigkeit Deutschlands als auch gängigen Annahmen der Sozialstaatsforschung widerspricht. Die Schröder-Regierung bewies damals deutlich mehr Strategiefähigkeit als dies gemeinhin registriert würde. Gleichzeitig liefert der deutsche Verbundföderalismus auch im Fall Hartz IV eine Reihe nicht-intendierter Politikergebnisse. Arbeitsmarktpolitisch handelt es sich bei Hartz IV um einen durchaus erfolgreichen sozialpolitischen Strukturbruch, der mit zu einer deutlich gesteigerten Erwerbstätigkeit beigetragen hat. Gleichzeitig sei die Reform jedoch nur als ein Anfang zu bewerten. Die Autoren plädierten dafür, dass der im internationalen Vergleich dramatischen Ausweitung des Niedriglohnsektors mit einer Senkung der Abgabenlast in diesem Bereich und der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes begegnet werden muss. Darüber hinaus sollte die Finanzkraft von Ländern und Kommunen nachhaltig gestärkt werden, damit es zu einem Durchbruch in der Frage der Kinderbetreuung und beim Bildungsangebot kommen kann.

Anke Hassel lehrt Public Policy an der Hertie School of Governance. Sie studierte Politik- und Wirtschaftswissenschaften sowie Rechtswissenschaften an der Universität Bonn und an der London School of Economics and Political Science. Ab 1997 forschte sie am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Promotion (1998) und Habilitation (2003) an der der Ruhr- Universität Bochum. 2003/2004 war sie im Planungsstab des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) tätig und erhielt im Jahr 2005 einen Ruf an die Jacobs University Bremen als Professorin für Soziologie.

Christof Schiller ist Politik- und Verwaltungswissenschaftler und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Stein Kuhnle an der Hertie School of Governance. Zwischen 2007-2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Die politische Dynamik von Arbeitsmarktreformen“ unter der Leitung von Prof. Anke Hassel. Zur Zeit promoviert er an der Uni Potsdam bei zum institutionellen Wandel in der Arbeitsmarktpolitik.