Außer der Schleifmühle 55-61
28203 Bremen
Die Digitalisierung der industriellen Produktion sowie im Dienstleistungssektor hat weitreichende Folgen auch für die bestehenden Strukturen und Institutionen der Sozialpolitik. Auf der einen Seite gehen veränderte Wertschöpfungsmodelle mit veränderten Arbeitsverhältnissen einher, die vermutlich in der Regel weniger stabil, dauerhaft und abgesichert sein werden als die Normalarbeitsverhältnisse der analogen Ökonomie, die allerdings inzwischen auch dort schon längst keine Regelarbeitsverhältnisse mehr sind. Auf der anderen Seite zieht die digitale Ökonomie ihre Produktivität aus der massenhaften Verfügbarkeit von Daten, die wiederum zu einem relevanten Teil persönliche Informationen über einzelne BürgerInnen enthalten. In beiden Fällen ist das Wissen über die Folgen dieser Prozesse für die bestehenden sozialpolitischen Arrangements und zukünftige sozialpolitische Modelle noch kaum erforscht.
Die Tagung soll daher dazu dienen, erste Forschungsansätze zusammenzuführen und Erkenntnisse zu bündeln, insbesondere im Hinblick auf die Entstehung neuer soziale Ungleichheiten, die bereits bestehende digitale Spaltungen verschieben oder verschärfen. Perspektivisch geht es um die Frage, ob wir eine Veränderung der Oberfläche (und Tiefenstruktur) der Sozialpolitik in Richtung eines "Sozialstaats 4.0" erleben?
Tagungsprogramm
Donnerstag 26. Mai 2016
13.00 - 13.15
Frank Nullmeier/Sebastian Haunss (Universität Bremen, SOCIUM)
Begrüßung und Einleitung
13.15 - 14.15
Werner Eichhorst (IZA, Bonn)
Digitalisierung und Erwerbsformen. Zukünftige Entwicklung am Arbeitsmarkt und mögliche sozialpolitische Folgen
14.15 - 15.15
Paul Marx/Aina Gallego (University of Southern Denmark)
The Politics of Computerization
15.15 - 15.45
Kaffeepause
15.45 - 16.45
Ulrich Walwei (Institute for Employment Research (IAB):
Digitalization: Recipe or Trigger for Structural Labour Market Problems
16.45 - 18.00
Meike Pürling (Universität Bremen)
Die soziale Absicherung von Crowdworkern
und
Peter Bleses/Günter Warsewa (IAW Bremen)
Dienstleistungsarbeit zwischen Formalisierung und Informalisierung: Konsequenzen für institutionellen Wandel
18.00 - 18.30
Pause mit kleinem Snack
18.30 - 20.00
Podiumsdiskussion „Sicherung der (sozialen) Rechte in der digitalen Welt“ mit
- Benedikt Buchner (Universität Bremen, Rechtswissenschaft)
- Annette Mühlberg (ver.di Bundesvorstand, Berlin)
- Brigitte Kratzwald (Commons & Co)
- Thilo Weichert (ehem. Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein)
- Moderation: Sebastian Haunss (Universität Bremen, SOCIUM)
Freitag, 27. Mai 2016
9.00 - 10.45
Rolf Heinze (Ruhr-Universität Bochum)
Selbstmonitoring als Option für das Wohnen im Alter
und
Heinz Rothgang/Thomas Kalwitzki (Universität Bremen, SOCIUM)
Telematik in der Versorgung Pflegebedürftiger - digitale Qualitätssicherung oder sozialpolitische Deprivation
10.45 - 11.00
Kaffeepause
11.00 - 12.45
Thomas Ley (Universität Bielefeld)
IT-gestützte Dokumentation in personenbezogenen Dienstleistungsorganisationen zwischen aktuariellem und kontraktuellem Gebrauch. Oder: „Gute“ organisatorische und professionelle Gründe für „schlechte“ Klientenakten
und
Wolfgang Schröder (Universität Kassel)
Weiterbildungsdiskurse im Kontext der Digitalisierung der Arbeitsgesellschaft: Diskurs oder Sprungbrett zur Generierung verbesserter Chancen für qualifikatorische Souveränität durch die Etablierung einer proaktiven Arbeitsversicherung?
12.45 - 13.30
Mittagessen im Tagungsbereich
13.30 - 15.20
Daniel Buhr (Universität Tübingen)
Wie wird aus Industrie 4.0 Wohlfahrt 4.0?
und
Axel Reimann (DRV Bund, Berlin)
15.20 - 15.30
Sebastian Haunss/Frank Nullmeier
Kurzes Abschlussstatement
Download: Tagungsprogramm