Globale Sozialpolitik

Das Arbeitsgebiet Globale Sozialpolitik gehört zum Feld der Politischen Ökonomie (Vergleichende und Internationale) und somit auch zum Feld der Vergleichenden Politikwissenschaft und folgt einem empirisch-analytischen Ansatz. Im Arbeitsgebiet "Globale Sozialpolitik" werden international vergleichend die Bestimmungsfaktoren und Auswirkungen verschiedener Konfigurationen staatlicher Sozialpolitik und staatlicher Dysfunktionalitäten in globaler Perspektive untersucht. Der Fokus liegt dabei auf der Mikrofundierung von Sozialstaatlichkeit und Besteuerungssystemen, das heißt der Untersuchung von individuellen Einstellungen und Präferenzen für Sozialpolitik und Steuern und individuellem Verhalten (z.B. Wahlverhalten, Steuervermeidung/Steuerflucht). Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit dem Einfluss von Gewalterfahrungen (kriminelle Gewalt/organisierte Gewalt) – einem Phänomen von zentraler Bedeutung für viele Gesellschaften im Globalen Süden – auf individuelle Einstellungen und politisches Verhalten und dem Einfluss von Migration. Mit Hilfe von standardisierten Umfragen und Umfrageexperimenten untersucht die Forschung dieses Arbeitsgebiet Einstellungen, Präferenzen und politisches Verhalten in Ländern des Globalen Südens, vorranging Lateinamerika, aber auch Subsahara Afrika und z.T. Ländern des Globalen Nordens (Nordamerika und Europa).


Forschungsfragen

Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt:

  • Welchen Einfluss haben staatliche Institutionen und „staatliches Versagen“ auf individuelle Nachfrage von Sozialpolitik und Befürwortung von Umverteilung?
  • Wie beeinflusst der Sozialstaat die Entwicklung des informellen Sektors in Ländern des Globalen Südens?
  • Welche Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Steuervermeidung und Informalität?
  • Welchen Einfluss hat Globalisierung auf sozialpolitische Nachfrage und der Befürwortung von Umverteilung?
  • Welchen Einfluss hat Migration auf sozialpolitische Präferenzen?
  • Wie wirkt sich die Erfahrung von krimineller Gewalt auf Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat und sicherheitspolitischen Präferenzen aus?
  • Warum reduziert Sozialpolitik in manchen Ländern Armut und Ungleichheit, während in anderen die Kluft zwischen Arm und Reich durch Sozialpolitik eher größer wird?

 

Forschungsmethoden

Methodisch liegt der Fokus auf quantitativen Methoden wie:

  • multivariaten Regressionsanalysen
  • Mehrebenenmodellen
  • Diff-in-Diff
  • Techniken zur Analyse von Umfrageexperimenten (z.B. Conjoint, Vignetten, Listenexperimente)
  • Feldexperimenten (randomized control trials)
  • Makro-komparative Techniken wie z.B. Panel- und Zeitreihenanalysen

 

Forschungsthemen

Die aktuellen Forschungsthemen der Arbeitsgruppe umfassen:

  • Varieties of Violence: Der Einfluss von individueller Gewalterfahrung auf sozialpolitische Präferenzen und Gerechtigkeitsvorstellungen.
  • Informeller Sektor und Arbeitsmarktdualisierung in Lateinamerika.
  • Der Einfluss von Migration und „social remittances“ auf sozialpolitische Nachfrage in Herkunftsländern.
  • Migration und Einstellungen zu LGBTQ+inklusiven Politiken in Mexiko.
  • Kriminelle Gewalt versus Organisierte Kriminalität in Lateinamerika.
  • Embedded Liberalism: Der Einfluss von Globalisierung auf individuelle Nachfrage für Sozialstaatlichkeit in den USA.
  • Deferred enforcement: Der Einfluss von „deferred enforcement“ Politik auf individuelles Zahlungsverhalten und Informalität im Energiesektor in Uruguay.