Veranstaltungsort:
Zentrum für Sozialpolitik
Raum: 3380
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Uhrzeit:
18:00 - 20:00
Veranstalter/in:

Indigene Gemeinschaften regulieren den Zugang und die Nutzung der biologischen Vielfalt ihres Lebensraums mittels komplexer eigentumsrechtlicher Regeln. Während diese gewohnheitsrechtlichen Praktiken den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen sichern, hängt ihre Durchsetzbarkeit von der staatlichen Anerkennung gewohnheitsrechtlicher Eigentumsvorstellungen ab, wobei staatliche Regulierungen ihrerseits wiederum stark von internationalen Vereinbarungen im Bereich des Handels- und Umweltrechts beeinflusst werden.

In diesem Vortrag werden brasilianische und indische Politiken vorgestellt, die sich auf das Verhältnis von indigenen und staatlichen Eigentumsrechten beziehen. Dabei wird herausgestellt, dass es indigenen Akteuren in Brasilien gelungen ist, ihre gewohnheitsrechtlichen Vorstellungen in die staatliche Gesetzgebung einzubringen. Trotz aller Kritik wird der brasilianische Regulierungsansatz von allen betroffenen Akteuren als im Grundsatz legitimer Interessenausgleich aufgefasst. Allerdings wird die effektive Umsetzung der brasilianischen Regulierung stark durch die Inkompatibilität mit internationalen Vereinbarungen zum Schutz geistigen Eigentums beeinträchtigt. In Indien hingegen verhindern semiautoritäre Entscheidungsstrukturen, dass indigene Eigentumsrechte in der nationalstaatlichen Regulierung berücksichtigt werden. Die hieraus resultierende schleichende Enteignung indigener Gemeinschaften wird indirekt durch Anreize befördert, die sich aus Implementierung internationaler Vereinbarungen ergeben.

Insgesamt, so scheint es, können indigene Akteure auf nationalstaatlicher Ebene eine Berücksichtigung ihrer eigentumsrechtlichen Vorstellungen erreichen, sofern die institutionellen Entscheidungsstrukturen sich ihnen gegenüber responsiv verhalten. Allerdings wird die Effektivität der auf nationalstaatlicher Ebene als legitim wahrgenommenen Regulierungsansätze erheblich beeinträchtigt, sobald sie von global vorherrschenden Eigentumsvorstellungen abweichen.

Thomas R. Eimer ist Assistant Professor of International Relations an der Radboud University (Niederlande). Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Regulierung von Eigentumsrechten im Kontext von Mehrebenen-Entscheidungsprozessen.