Mit dem vorliegenden Jahresbericht informiert das Zentrum für Sozialpolitik über seine Arbeiten im Jahr 2009.

Es gäbe wahrlich Gründe, dieses Vorwort nur zu Danksagungen zu nutzen. Dank an den Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen, Jens Böhrnsen, für die Ausrichtung der 20-Jahr-Feier des Zentrums für Sozialpolitik am 14. Oktober 2009 im Bremer Rathaus, Dank an Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann für seine Würdigung, die er im Rahmen der Feierstunde dem ZeS hat zukommen lassen, Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Zentrum für Sozialpolitik in diesen zwanzig Jahren zu einem hoch angesehenen Forschungsinstitut haben werden lassen.

Dieser Dank und auch die Freude darüber, dass es endlich gelungen ist, die Leitung der Wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung mit Prof. Dr. Stefan Traub wieder besetzen zu können, darf jedoch nur als Verpflichtung wirken, die sozialpolitische Forschung in den nächsten Jahren weiter auszubauen und die Qualität der bisherigen Forschungsarbeiten zu steigern.

Ob das gelingt, hängt sicherlich auch von Ressourcen ab. Erforderlich ist der Erfolg in den verschiedenen Arenen der Drittmittelantragstellung. Bedeutender ist aber, thematisch die neuen Herausforderungen des Sozialstaates in Deutschland und Europa zu erfassen, detailliert zu untersuchen und angemessen zu reflektieren. Die Finanzmarktkrise mit dem folgenden Konjunktureinbruch und der noch wesentlicheren Folge stark steigender Staatsverschuldungen versetzt die Sozialpolitik in den kommenden Jahren in eine höchst brisante Situation. Finanzmarktentwicklungen entscheiden über das Schicksal ganzer Länder, Sozialpolitik wird zum Anhängsel der Währungspolitik, nationale Souveränitätsrechte weichen den Versuchen, eine gemeinsame Währung zu erhalten. Soziale Sicherung der öffentlichen Hand gerät nun ebenso wie die schon privatisierten Elemente der Sozialpolitik in den Sog der Finanzmärkte.

Wie wirkt sich die steigende Staatsverschuldung auf die Möglichkeiten aus, steuerfinanzierte soziale Leistungen aufrechtzuerhalten? Was wird aus Sozialversicherungssystemen, die auf Steuerzuschüsse angewiesen sind? Und schlägt nicht die Finanzmarkt-, Konjunktur- und Schuldenkrise irgendwann doch auf die Arbeitsmärkte durch, weit stärker als im Jahre 2009? Was wird aus allen jenen eher ‚weichen’ und ‚kleinen’ Feldern der Sozialpolitik, wenn nur die ökonomische Sanierung zählt? Die Finanzmarktkrise ist nicht das einzige neue Thema, auf das sozialpolitische Forschung heute reagieren muss. Doch die Folgewirkungen des ökonomischen Einbruchs sind bisher eher noch unterschätzt.

Derartige Forschungen in Gang zu setzen, kann nur durch nationale und internationale Vernetzung der Sozialpolitikforschung und kooperative Forschung in größeren Verbünden gelingen. Bestehende Kooperationen zu stärken und neue anzustoßen, wird daher im Mittelpunkt der Arbeit im Jahre 2010 stehen. Mit der neuen Position eines Forschungskoordinators haben wir dafür im letzten Jahr die Grundlagen geschaffen.

Und angesichts der angedeuteten Größenordnung der Aufgaben möchte ich abschließend doch wieder einen Dank aussprechen – Dank an alle, die auch die alltäglichen Mühen der Arbeit im Zentrum für Sozialpolitik bewältigen, nicht zuletzt die, einen solchen Bericht zusammenzustellen.

Frank Nullmeier (Sprecher des ZeS)
Bremen, im Mai 2010

Download: Jahresbericht 2009