Arbeitsgruppe von Professor Rothgang im SOCIUM ist Projektpartner im Leuchtturmprojekt „Pflege 2030“

Mit der Auftaktveranstaltung wurde am 19. Dezember 2022 ein Modellprojekt für die Pflege der Zukunft gestartet, in dem das SOCIUM und das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen mit der Korian Stiftung für Pflege und würdevolles Altern sowie der Korian Deutschland GmbH zusammenarbeiten.

Das Modellprojekt verfügt über ein Budget von rund 7 Mio. Euro, die zur Hälfte vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege zur Verfügung gestellt werden. Korian Deutschland übernimmt nicht nur die Kosten für den notwendigen Heimumbau im Umfang von 2,5 Mio. Euro, sondern auch die Kosten für einen Ausbau der Pflegepersonalausstattung von rund 1 Mio. Euro für drei Jahre. Damit wird es möglich, die Ergebnissen des Projekts zur Entwicklung des neuen Personalbemessungsverfahrens, das von 2017 bis 2020 an der Universität Bremen durchgeführt wurde, umzusetzen und zu erproben.

Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, startete das Projekt vor Ort feierlich: „Die Verbesserung der Pflege ist eines der zentralen Zukunftsthemen. Dazu gehören sowohl eine würdevolle Betreuung für pflegebedürftige Menschen als auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Pflegeberuf. Wir müssen jetzt die Weichen für eine umfassende und menschenfreundliche Pflege von morgen stellen. Für uns als Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ist das Projekt ‚Pflege 2030‘ somit zukunftsweisend. Ich erhoffe mir nachhaltige Erkenntnisse für eine langfristige Verbesserung der stationären Pflege in Bayern und darüber hinaus.“

Elisabeth Scharfenberg, Vorständin der Korian Stiftung, ergänzte: „Wir als Korian Stiftung freuen uns sehr über den Start von ‚Pflege 2030‘ in der Korian-Einrichtung in Karlsfeld. In den nächsten drei Jahren kann, gestützt durch wissenschaftliche Begleitung, ein modernisiertes Pflegekonzept umgesetzt werden, das nachhaltig den Berufsalltag der Pflegenden entlastet, diese in ihren Routinen unterstützt und damit auch den Pflegebedürftigen zugutekommt.“

Während der dreijährigen Projektlaufzeit wird in der Pflegeeinrichtung in Karlsfeld eine quantitativ und qualitativ bedarfsorientierte und digitalisierte Pflege implementiert und im Echtbetrieb erprobt. Ausgehend von einem entsprechenden Personalmix mit deutlich mehr Pflegeassistenzkräften wird die Modernisierung der Einrichtung durch digitale Pflegetechnik (wie beispielsweise Sensoren, Künstliche Intelligenz, Service Roboter oder datengestützte Prozesssteuerung) und eine innovative Personaleinsatzplanung erprobt und evaluiert. „So können bedarfsgerechte und kompetenzorientierte digital unterstützte Abläufe im Pflegealltag entstehen, die gleichermaßen die Lebensqualität der Pflegeheimbewohner:innen und die Arbeitszufriedenheit der Pflegefachkräfte verbessern“, betont Professor Heinz Rothgang von der Universität Bremen.

„Die Entwicklung, Implementierung und Integration neuer Prozesse und ‚Smarter‘ Technologien zur Entlastung der Pflegekräfte stellen gleichermaßen hohe Herausforderungen an die Entwickler:innen und an die Nutzenden“, unterstreicht Privatdozent Dr. Thomas Wittenberg vom Fraunhofer IIS. Zur Identifikation und Evaluierung geeigneter Technologien (wie zum Beispiel intelligenter Betten, Datenbrillen, Spracherkennung oder robotischer Systeme zur Arbeitserleichterung in der Pflege) werden Forscher:innen des Fraunhofer IIS in Erlangen ihre Expertise in das Projekt mit einbringen. Sie werden zusammen mit den Pflegekräften neue Verfahren zur Erkennung, Analyse und Interpretation von „Stress-Points“ in Pflegeprozessen mittels tragbarer Sensoren – sogenannter „Wearables“ – erarbeiten und die Lösungsansätze in der Praxis umsetzen.

Angesichts des großen Reformbedarfs in der stationären Langzeitpflege soll die Einrichtung in Karlsfeld als Best-Practice-Modell für kompetenzorientierte Pflege in einer digitalisierten Einrichtung dienen und wertvolle, übertragbare Erkenntnisse für Bayern, aber auch ganz Deutschland liefern. Ziel ist es, das gesamte Projekt in Bezug auf die Pflegequalität umfassend zu evaluieren und modulare Handreichungen zu erstellen, die andere Einrichtungen als Blaupause für eine entsprechende Umsetzung verwenden können.


Kontakt:
Prof. Dr. Heinz Rothgang
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58557
E-Mail: rothgang@uni-bremen.de