Prof. Dr. Gerd GlaeskeProf. Dr. Gerd Glaeske
Expertenteam um Professor Gerd Glaeske veröffentlicht zwei neue Begleitforschungsgutachten, um Fragen zur Verbesserung des Morbi-RSA zu untersuchen und die Fachdiskussion erneut anzustoßen.

Gerd Glaeske (SOCIUM, Universität Bremen) legt in Kooperation mit Wolfgang Greiner (Universität Bielefeld), Jean Dietzel und Carsten Neumann (beide IGES Institut, Berlin) ein Gutachten zu Kriterien, Analysen und Alternativen der Morbi-RSA Begleitforschung vor. Darüber hinaus veröffentlichen Glaeske, Dietzel und Neumann ein weiteres Gutachten zum Thema "Erwerbsminderungsrenten als Morbiditätsindikatoren?".

Initiiert von 11 Gesetzlichen Krankenkassen, ist das erste Gutachten zu Kriterien, Analysen und Alternativen der Auftakt einer unabhängigen wissenschaftlichen Begleitforschung, um Fragen zur Verbesserung des Morbi-RSA zu untersuchen. Mit dem Ziel die Fachdiskussion erneut anzustoßen und das Ausgleichssystem anzupassen, steht die Krankheitsauswahl im Morbi-RSA und u.a. deren Prävalenzgewichtung im Mittelpunkt. Das Gutachten analysiert die realen Auswirkungen des heutigen Verfahrens der Krankheitsauswahl und entwickelt und bewertet ergebnisoffen eine Reihe entsprechender Alternativen.

Auf Basis einer Stichprobe von 1.999.999 Versicherten, wurde anhand von acht Szenarien zur Krankheitsauswahl zunächst quantitativ, dann qualitativ analysiert. Vorab definierte Kriterien hinsichtlich der Anforderungen an den Morbi-RSA, vor allem in Bezug auf die Sicherstellung der Chancengleichheit im Wettbewerb der GKVen, bilden die zentralen Bewertungsaspekte des Gutachtens. Darüber hinaus wurden weitere Kriterien wie Prognosesubstanz/Validität, Vermeidung von Risikoselektion/Zielgenauigkeit der Zuweisungen, Manipulationsresistenz, Messbarkeit, Kontrollierbarkeit und Justiziabilität, Praktikabilität und Verwaltungseffizienz, Transparenz und Akzeptanz sowie Versorgungsneutralität betrachtet.

Nach Auswertung aller Szenarienvarianten empfehlen die Gutachter den Übergang zur logarithmischen Prävalenzgewichtung im Verfahren zur Krankheitsauswahl durch das BVA.

Das zweite Begleitforschungsgutachten thematisiert Fragestellungen zur Erforderlichkeit der indirekten Messung von Morbidität im Morbi-RSA oder ob diese zugunsten einer reinen Morbiditätsorientierung aufgegeben werden kann. Neben der Berücksichtigung von Disease Management Programmen (DMP), steht das Merkmal “Erwerbsminderungsstatus“ im Mittelpunkt, das in der Zuweisungssystematik zur Einschätzung von Morbidität und damit verbundenen Leistungsausgaben dient.

Das Gutachten geht zunächst auf die historische Entwicklung der im RSA verwendeten Ausgabenschätzer ein. Auf einer Datenbasis von 3 Millionen gesetzlich Versicherten wurden anhand einer GKV-repräsentativen Stichprobe Auswirkungen des Wegfalls der beiden Parameter simuliert, auch hinsichtlich des Kassenwettbewerbs. Weitere quantitative Analysen bezogen sich u. a. auf das Verhältnis von Erwerbsminderungsgruppen (EMGs) und Hierarchisierte Morbiditätsgruppen (HMGs).

Nach einer abschließenden qualitativen Bewertung der sich ergebenden Ausgleichsmodelle und RSA-Anpassungen empfehlen die Gutachter den Verzicht des Parameters "Erwerbsminderungsstatus", um die Systematik zu vereinfachen und die Chancengleichheit im GKV-Wettbewerb zu erhöhen.

Download Gutachten:
IGES Institut, Gerd Glaeske, Wolfgang Greiner (2016): Begleitforschung zum Morbi-RSA (Teil 1) Kriterien, Wirkungen und Alternativen

IGES Institut in Zusammenarbeit mit Gerd Glaeske (2016): Begleitforschung zum Morbi-RSA. Erwerbsminderungsrenten als Morbiditätsindikatoren?


Kontakt:
Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)