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Fachtag zu Gesundheitsfachkräften an Schulen bringt lokale und internationale Perspektiven zusammen

Gesundheitskompetenzen schon im frühen Alter stärken – dafür sind in Grundschulen im Land Bremen sogenannte Gesundheitsfachkräfte zuständig. Bei einem Fachtag, organisiert von der Arbeitsgruppe von Prof. Eva Quante-Brandt des SOCIUMs, tauschten sich knapp 100 Teilnehmende aus Wissenschaft und Praxis zu diesem Thema aus. Dabei war der Blick nicht nur auf Bremen gerichtet: Prof. Pernilla Garmy stellte in ihrem Vortrag das schwedische Konzept der „school nurses“ vor.

 

Seit 2018 arbeiten Gesundheitsfachkräfte in Bremer und Bremerhavener Grundschulen in sozial schwächeren Stadtteilen und erklären und stärken gesunde Verhaltensweisen. Vom reichhaltigen Frühstück, über ausreichend Bewegung bis zum gesunden Umgang mit Medien – die Themen sind dabei vielfältig, ebenso die Methoden, mit denen gearbeitet wird. Was ursprünglich als Modellprojekt begann, wurde im Jahr 2021 verstetigt. 15 Gesundheitsfachkräfte sind mittlerweile beim Bremer Gesundheitsamt angestellt und werden in 23 Schulen eingesetzt – ein „Leuchtturmprojekt“ wie Amtsleiter Dr. Jörn Moock in seinem Grußwort zum Fachtag am 26.11.2024 sagte. Unter dem Titel „Gesundheitsfachkräfte an Schulen - Gesundheitskompetenz stärken und gesundheitliche Ungleichheiten überwinden" wurde ein Tag lang im Haus der Wissenschaft diskutiert. Im Zentrum des gemeinsamen Austauschs von Wissenschaftler:innen, Gesundheitsfachkräften, Studierenden und Lehrkräften stand vor allem die Frage, wie das Konzept der Gesundheitsfachkräfte weiterentwickelt werden kann. Dazu gab zu Beginn Prof. Pernilla Garmy, Professorin für Pflege an der Universität Kristianstad (Schweden), einen wichtigen Input, indem sie in ihrem Vortrag das schwedische Modell der „school nurses“ vorstellte.

Anders als in Deutschland ist im schwedischen Schulgesetz festgelegt, dass alle Schulen Zugang zu einer school nurse haben müssen. Diese ist wie die Bremer Gesundheitsfachkräfte für Prävention und die Aufklärung über, beziehungsweise die Stärkung von, gesunden Verhaltensweisen zuständig, übernimmt aber auch andere Aufgaben wie Impfungen. In regelmäßigen Gesprächen mit den Schüler:innen und ihren Eltern beraten die school nurses zu verschiedenen Gesundheitsfragen: „Die school nurses entlasten damit die Kinderärzte und -ärztinnen in Schweden sehr“, sagte Prof. Garmy. Neben den Kindern und ihren Eltern vermitteln die school nurses auch den Lehrkräften wichtiges Wissen, beispielsweise über chronische Krankheiten ihrer Schüler:innen und wie damit umgegangen werden muss. 

An die schwedische Perspektive schlossen kurze Vorträge zum Bremer Konzept an. Lisa Kühne, Hanna Richter und Tatiana Mamontova stellten ihre anwendungsorientierte Forschung aus dem SOCIUM (Universität Bremen) vor. Dabei standen die Auswertung von Gesundheitsdaten von Bremer Grundschüler:innen, die Netzwerkarbeit von Gesundheitsfachkräften in Stadtteilen und die organisationale Gesundheitskompetenz an Grundschulen im Mittelpunkt. Aus Sicht der Praxis stellten Claudia Kwirand (Referatsleitung, Gesundheitsamt Bremen) und Ceylan Scharrelmann (Gesundheitsfachkraft) die Arbeit der Bremer Gesundheitsfachkräfte vor. Daran anschließend präsentierte Jan Spaar eine Software, die an der Technischen Hochschule Mittelhessen derzeit zur Dokumentation der Arbeit von Gesundheitsfachkräften in Schulen entwickelt wird. 

Der grundlegende Unterschied zwischen dem schwedischen Konzept und deutschen Ansätzen, Gesundheitsfachkräfte in Schulen einzubinden, besteht vor allem in der Verankerung der school nurses im schwedischen Bildungssystem. In Deutschland, beispielsweise in Bremen, sind Gesundheitsfachkräfte hingegen in den Öffentlichen Gesundheitsdienst, und damit in das Gesundheitssystem, integriert. Die Frage, wie Bildungs- und Gesundheitssystem in Deutschland zusammenarbeiten können, um noch mehr Gesundheitsfachkräfte auch in anderen Bereichen einzusetzen, bildete einen von verschiedenen Diskussionspunkten, denen sich die Teilnehmenden in interaktiven Formaten wie einem World Café widmeten. Eine weitere zentrale Fragestellung des Tages betraf die Evaluation, also die Frage, wie die Wirksamkeit der Arbeit von Gesundheitsfachkräften in Schulen wissenschaftlich gemessen werden kann. Prof Garmy sagte dazu: „Es braucht hier sowohl quantitative Fragebögen als auch qualitative Interviews. Dabei ist es wichtig auch den Fokus auf die selbst berichteten Angaben der Kinder zu legen“.

In ihrem Fazit zum Abschluss des Tages blickte Prof. Eva Quante-Brandt auf Möglichkeiten, den Einsatz der Gesundheitsfachkräfte zu erweitern: „Eine wichtige Perspektive ist, die Gesundheitsfachkräfte auch an den weiterführenden Schulen einzusetzen, da insbesondere mit der Pubertät nochmal neue Fragen und Themen für Jugendliche aufkommen“. Außerdem müssten sich die beiden Systeme Bildung und Gesundheit der Herausforderung stellen, hier noch enger zusammenzuarbeiten: „Vielleicht könnte das Konzept der Ganztagsschulen ein wichtiger Eisbrecher sein, um die verschiedenen Akteure und Akteurinnen beider Systeme näher zusammenzubringen“.

 


Kontakt:
Prof. Dr. Eva Quante-Brandt
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58531
E-Mail: eva.quantebrandt@uni-bremen.de

Hanna Richter
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58560
E-Mail: hrichter@uni-bremen.de

Lisa Kühne
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57050
E-Mail: Lisa.kuehne@uni-bremen.de

Markus Tepe als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) wiedergewählt

Die Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) ist mit derzeit über 2.000 Mitgliedern die größte Fachorganisationen für Politikwissenschaft. Sie vertritt nicht nur das Fach etwa bei Anhörungen durch Parlamente oder gegenüber den Kultusbehörden für das Schulfach Politik, sondern schlägt auch die Vertreterinnen und Vertreter des Fachs für die Wahl der Fachkollegien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vor. Der neue Vorsitz ist wie der neue Vorstand für eine Drei-Jahres-Periode (bis 2027) gewählt. Markus Tepe war bereits im bisherigen Vorstand (2021-2024) stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung.

Markus Tepe ist seit Oktober 2023 Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politisches System der Bundesrepublik sowie Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates an der Universität Bremen sowie Abteilungsleiter am SOCIUM. Er studierte Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Wirtschaftspolitik in Münster und promovierte an der Freien Universität Berlin. Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem an die Universitäten Stanford und Yale. Tepe war Juniorprofessor für Positive Politische Theorie und zuletzt Professor für das Politische System Deutschlands an der Universität Oldenburg. Seine Forschung befasst sich mit den Determinanten von Wahl- und Entscheidungsverhalten in Politik und Verwaltung.

Weitere Informationen

https://www.dvpw.de/informationen/infos/details/news/neuer-dvpw-vorstand-gewaehlt-1

 


Kontakt:
Prof. Dr. Markus Tepe
Unicom-Gebäude
Mary-Somerville-Straße 5
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58520
E-Mail: markus.tepe@uni-bremen.de

Prof. Dr. Heinz Rothgang stellt BARMER-Pflegereport 2024 am 18.11.2024 in Berlin vor

Der jährlich veröffentlichte BARMER-Pflegebericht bewertet die aktuelle Pflegepolitik und erfasst die Situation der Pflege. Für den Bericht werteten Prof. Dr. Heinz Rothgang und Dr. Rolf Müller (beide SOCIUM) Daten aus der Pflege- und Kassenstatistik sowie der BARMER umfassend aus. Darüber hinaus setzen die Autoren einen thematischen Schwerpunkt, welcher in diesem Jahr vor allem die Pflegedauer und ihre Auswirkungen auf die Pflegekosten in den Blick nimmt.

 

Höhere Kosten durch mehr Personal und höhere Löhne in der Altenpflege

Auch im vergangenen Jahr stiegen die Eigenanteile in der Heimpflege weiter an und belaufen sich inzwischen – bei Berücksichtigung aller Leistungen der Pflegeversicherung – auf bundesdurch­schnittlich mehr als 2.300 Euro. Dies ist nicht zuletzt auch das Ergebnis von Personalaufstockungen durch das von der Universität Bremen entwickelten Personalbemessungsverfahren und der im Herbst 2022 eingeführten Tariftreueregelung. Letztere gibt vor, dass Pflegeeinrichtungen ohne Tarifvertrag einen solchen einführen, sich an einen solchen anlehnen oder ein regional übliches Entlohnungsniveau für Pflegekräfte sicherstellen. Dies hat zu einem deutlichen Anstieg der Löhne in der Altenpflege geführt: Zwischen Dezember 2021 und Dezember 2023 ist das Lohnniveau für Fachkräfte und Helfer:innen um 17 bzw. 24 Prozent gestiegen, während der Anstieg in der Krankenpflege wie auch im Rest der Wirtschaft nur bei sechs bis zwölf Prozent gelegen hat. Die gestiegenen Kosten sind damit Folge gezielter Maßnahmen, die zur Verbesserung der Pflege beitragen sollen. Sie müssen allerdings durch eine effektive Begrenzung der Eigenanteile vom Gesetzgeber aufgefangen werden, soll die Legitimität der Pflegeversicherung, die 1994 eingeführt wurde, um pflegebedingte Verarmung zu verhindern, nicht Schaden nehmen.

 

Menschen sind länger pflegebedürftig – Pflegekosten werden weiter steigen

Im Mittelpunkt des diesjährigen Schwerpunktkapitels steht vor allem die steigende Pflegedauer und die damit verbundenen Kosten, die für das Pflegeversorgungssystem zu erwarten sind. Der Vergleich der Daten von im Jahr 2022 verstorbenen Pflegebedürftigen mit Vorausberechnungen der Pflegedauern für Menschen, die im Jahr 2022 neu pflegebedürftig geworden sind, zeigt, dass ein deutlicher Anstieg der Pflegedauern zu erwarten ist. Von den 2022 verstorbenen BARMER-Versicherten haben 77 Prozent in ihrem Leben, in aller Regel am Lebensende, Leistungen der Pflegeversicherung bezogen. Diese Leistungen wurden durchschnittlich über 3,8 Jahre bezogen. Bei den 2022 erstmals Pflegebedürftigen sind die Pflegeverläufe meist noch nicht abgeschlossen. Mithilfe der Sterbetafelmethode können die Pflegedauern aber aus den Querschnittsdaten vorausberechnet werden – mit der gleichen Methode mit der das Statistische Bundesamt die Lebenserwartung Neugeborener berechnet. Demnach ist für diese 2022 erstmals Pflegebedürftigen mit einer Pflegedauer von 7,5 Jahren zu rechnen, also einem fast doppelt so hohen Wert.

Die gestiegene Pflegedauer ist auch eine Folge des erweiterten Pflegebedürftigkeitsbegriffs, da Menschen durch diesen schon früher und damit auch länger pflegerische Leistungen erhalten. Insgesamt kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Pflegedauern um 100% und die Ausgaben um 50% steigen. Die Ausgaben steigen weniger stark, da die zusätzlichen Zeiten in Pflegebedürftigkeit vor allem in niedrigen Pflegegraden und mit dem Bezug von Pflegegeld verbracht werden, was deutlich geringere Ausgaben mit sich bringt als Pflegesachleistungen durch ambulante Pflegedienste oder die Heimpflege.

 

Langfristige Finanzierungssicherheit für die Pflegeversicherung notwendig

Neben der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen durch demographische Entwicklungen in den nächsten Jahren und den steigenden Kosten durch mehr Personal und höhere Löhne in der Pflege, müssen also auch längere Pflegedauern für die Kostenentwicklung der Pflege berücksichtigt werden. Durch letztere steigen die Gesamtausgaben der Sozialen Pflegeversicherung pro Pflegebedürftigen in neuen Kohorten zusätzlich. Die Pflegeversicherung braucht also langfristig deutlich mehr finanzielle Mittel: „Die jüngst angeschobene Beitragserhöhung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kann höchstens kurzfristig Abhilfe schaffen und bestenfalls das kommende Jahr überbrücken. Für eine langfristige Finanzierungssicherheit braucht es eine Finanzierung aus Steuermitteln und einen Finanzausgleich mit der Privaten Pflegeversicherung“, kommentiert Prof. Rothgang anlässlich der Veröffentlichung des Pflegereports.

 

 

Link:

BARMER Pflegereport 2024

 

 

 


Kontakt:
Prof. Dr. Heinz Rothgang
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58557
E-Mail: rothgang@uni-bremen.de

Dr. rer. pol. Rolf Müller
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58554
E-Mail: rmint@uni-bremen.de

Foto: Falk WeissFoto: Falk Weiss
Der Soziologe untersucht die Rolle von Verschwörungstheorien in der politischen Öffentlichkeit

2025 werden 14 herausragende Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur am Thomas Mann House in Los Angeles zum Thema „Across Boundaries“ arbeiten. Nils C. Kumkar wird in diesem Rahmen von Januar bis März zu Verschwörungstheorien und ihrer Rolle in der gesellschaftlichen Verarbeitung der aktuellen Präsidentschaftswahl forschen.

Als das Auswärtige Amt 2016 das ehemalige Wohnhaus von Thomas Mann in Kalifornien erwarb, sollte daraus ein „Ort des Nachdenkens und der Diskussion über gemeinsame Herausforderungen unserer Zeit“ werden. Um diesen Anspruch mit Leben zu erfüllen, schreibt das Thomas Mann House unter anderem ein Residenzprogramm aus, dessen Ziel es ist, sowohl amerikanische wie auch deutsche Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner unterschiedlichster Fachrichtungen, Traditionen und Ansichten miteinander ins Gespräch zu bringen. Das Programm wird unter anderem von der Berthold Leibinger-, der Krupp- sowie der Bosch-Stiftung und dem Auswärtigen Amt gefördert.

Nils C. Kumkar studierte Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Göttingen und an der University of California at Los Angeles. Er promovierte 2016 in Leipzig mit einer Arbeit zu den Krisenprotesten in den USA und Deutschland. Seit 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am SOCIUM. Seine Forschungsschwerpunkte sind soziale Ungleichheit, neue Medien, Protest und Kritik, sowie insbesondere Rechtspopulismus und Verschwörungstheorien. Die Ergebnisse seiner Forschung vermittelt er immer wieder auch jenseits des Fachpublikums einer breiten Öffentlichkeit in Presse und Rundfunk. 2022 veröffentlichte er im Berliner Suhrkamp Verlag ein vieldiskutiertes Buch zu „Alternativen Fakten: Zur Praxis der kommunikativen Erkenntnisverweigerung“.

Link:
https://www.vatmh.org/de/tm-fellows-details/grant/612-kumkar.html

 

 


Kontakt:
Dr. Nils C. Kumkar
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 9
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58620
E-Mail: kumkar@uni-bremen.de

Mit diesem Tätigkeitsbericht legt das SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik Rechenschaft über seine Arbeit im Zeitraum 2022 bis 2023 ab.

Download: Tätigkeitsbericht des SOCIUM 2022 bis 2023

Dr. Johanna Fischer erforscht “Pflegezeit“ in Deutschland und im europäischen Vergleich

Wer Angehörige pflegt, kann in Deutschland Pflegezeit beantragen. Dr. Johanna Fischer (Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung) untersucht in ihrem neuen Postdoc-Projekt die entsprechenden Politiken in EU-Staaten und insbesondere in Deutschland und Österreich.

Die Langzeitpflege steht – nicht nur in Deutschland – vor einer Vielzahl von Problemen. Die Zahl an Pflegebedürftigen wird in den nächsten Jahren weiter steigen, während es an Pflegepersonal mangelt und Plätze in Pflegeeinrichtungen zunehmend knapper werden. Die häusliche Pflege spielt daher aktuell und auch zukünftig eine wichtige Rolle in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Informell Pflegende, insbesondere weibliche Familienmitglieder, leisten einen großen Teil dieser Arbeit. Dies hat Auswirkungen auf ihre eigene Erwerbstätigkeit, da sich die Pflegeverantwortung häufig nicht gut mit dem Beruf vereinbaren lässt.

Um diesem Problem zu begegnen, haben viele Sozialstaaten eine „Pflegezeit“ etabliert, die – ähnlich wie die Elternzeit – eine zeitlich begrenzte Freistellung von der Erwerbsarbeit ermöglicht, um Sorgearbeit nachzukommen. Die Ausgestaltung einer solchen Regelung unterscheidet sich von Land zu Land aber hinsichtlich verschiedener Faktoren, beispielsweise der Zielgruppe, Dauer und Bezahlung. In ihrem von der Zentralen Forschungsförderung der Universität Bremen geförderten Projekt „Work-care conciliation policies for informal elder care: Comparing the generosity of long-term care leave schemes in Europe“ betrachtet Dr. Johanna Fischer ab März 2025 für drei Jahre die unterschiedlichen Politiken im europäischen Vergleich.

In ihrem Projekt erhebt sie in einem ersten Schritt die Ausgestaltung einer solchen Pflegezeit in allen 27 EU-Staaten bevor sie die Unterschiede zwischen den Ländern anschließend erklärt. Danach betrachtet sie die Einführung der Pflegezeitpolitiken in Deutschland und Österreich in einer qualitativen vergleichenden Analyse. Dabei stehen die politischen Faktoren und Debatten, die die Einführung der Gesetzgebungen begleitet haben, im Vordergrund.

Dr. Johanna Fischer ist Politikwissenschaftlerin und promovierte 2021 an der Universität Bremen zur Entstehung von Sozialpolitiken für Langzeitpflege im globalen Vergleich. Seit 2022 ist sie Mitarbeiterin im Projekt „Globale Entwicklungsdynamiken in der Langzeitpflegepolitik“ des Sonderforschungsbereichs „Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik“. Mit der Förderlinie „Eigene Projekte für Postdocs“ unterstützt die Zentrale Forschungsförderung der Universität Bremen Postdocs in der Entwicklung ihrer Forschungsprofile und wissenschaftlichen Karriere.

Text: Maren Emde / Universität Bremen

Foto: Universität Bremen / Patrick Pollmeier


Kontakt:
Dr. Johanna Fischer
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57074
E-Mail: johanna.fischer@uni-bremen.de