Lebenslauforientierte Sozialpolitik

Die Arbeitsgruppe untersucht die sozialpolitische Absicherung veränderter Erwerbs- und Lebensverläufe in Deutschland und im internationalen Vergleich. Neben der sozialpolitischen Gestaltung atypischer Erwerbsverhältnisse und diskontinuierlicher Erwerbskarrieren sind die Verarbeitung absicherungsbezogener Unsicherheiten in der alltäglichen Lebensführung und lebenslaufbezogene sozialpolitische Leitbilder zentrale Themen.

Veränderte Erwerbsbiographien und Lebensformen, die demographische Alterung, steigende Pflegebedarfe und vermehrte (Arbeits-)Migration bilden die zentralen Bedingungen, unter denen in Deutschland und anderen Ländern die sozialpolitische Regulierung von Lebensläufen neu austariert wird. Ein veränderter Wohlfahrtsmix mit verstärkt privatisierten Formen der Absicherung und neuen Akteuren sowie neue Konzepte präventiver Sozialpolitik zielen teils auf die sozialpolitische Bearbeitung veränderter sozialer Risiken im Lebenslauf, teils verursachen sie diese selbst.

Die Arbeitsgruppe der Stiftungsprofessur "Lebenslauforientierte Sozialpolitik" befasst sich vor diesem Hintergrund mit den neuen und alten Risiken veränderter Erwerbsverläufe und Lebensläufe. Sie setzt sich mit den Wirkungen jüngerer sozialpolitischer Reformen in Arbeitsmarkt und Alterssicherung in Deutschland und im Vergleich verschiedener Wohlfahrtsregime auseinander. Dabei kommen sowohl quantitative, insbesondere auf den Längsschnitt bezogene, als auch rekonstruktiv-interpretative Forschungsmethoden zum Einsatz. Forschungsschwerpunkte der Arbeitsgruppe liegen in den Bereichen Alterssicherung, Altersübergänge und Pflege. Aber auch Regelungen, die sich auf die Absicherung von Erwerbsunterbrechungen und Arbeitszeitreduktionen beziehen (etwa über Zeitrechte), sowie Konzepte präventiver Sozialpolitik sollen Berücksichtigung finden.

Konkret wird die Arbeitsgruppe folgende Forschungsthemen bearbeiten:

  • Die sozialpolitische Gestaltung atypischer Erwerbsverhältnisse und diskontinuierlicher Erwerbskarrieren in Deutschland und im internationalen Vergleich: Wesentlich sind hier die betreffenden lebenslaufbezogenen Dynamiken und die Folgen der entsprechenden sozial-politischen Regelungen für Ungleichheitslagen, insbesondere bei spezifischen Gruppen wie Frauen, Personen mit Migrationshintergrund, Erwerbsgeminderten oder Alleinselbständigen.

  • Die Wahrnehmung und Verarbeitung von absicherungsbezogenen Unsicherheiten auf der Mikroebene der alltäglichen Lebensführung, etwa in Form von Gestaltungsentscheidungen in den Bereichen Konsum, Lebensstil und Lebensformen. Diese Betrachtungsebene wird nicht zuletzt durch Politikkonzepte bedeutsamer, die individuellen Akteuren eine größere Verantwortung und eine zentrale Rolle für soziale Sicherung und die Prävention von Sicherungsrisiken zuschreiben.

  • Lebenslauf-Leitbilder und Anforderungen an individuelle Akteure in aktuellen sozialpolitischen Reformkonzepten und Auseinandersetzungen: Hier geht es um - implizite oder explizite - Leitbilder zu Kompetenzen und Haltungen individueller Akteure, zu 'normalen' Lebensläufen, zur Arbeitsteilung zwischen Lebenspartnern sowie dazu, was eine gerechte Verteilung sozialpolitischer Leistungen ausmacht.


Die Stiftungsprofessur "Lebenslauforientierte Sozialpolitik" wird bis 2023 aus Mitteln des vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierten "Fördernetzwerks Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (FIS)" finanziert.

Weitere Informationen:
Publikationen der Arbeitsgruppe