„Obwohl Gewalt in Paarbeziehungen ein weit verbreitetes Phänomen ist, ist die empirische Faktenlage in Deutschland vergleichsweise dünn. So gibt es bislang wenig verlässliche Daten und Auswertungen auf Basis probabilistischer Stichproben“, erklären Ruth Abramowski vom SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen und Lara Minkus von der Europa-Universität Flensburg. Gemeinsam haben sie Daten des Beziehungs- und Familienpanels (pairfam) ausgewertet, das Informationen zu partnerschaftlicher Gewalt in Deutschland erhebt.
Ökonomische Deprivation als Risikofaktor
Die Soziologinnen zeigen in ihrer Untersuchung, dass insbesondere Frauen aus ökonomisch benachteiligten Haushalten – etwa aufgrund von Arbeitslosigkeit oder finanzieller Unzufriedenheit – einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, körperliche Gewalt in ihrer Beziehung zu erleben.
„Unsere Ergebnisse bestätigen, was Theorien zu Machtverhältnissen und internationale Studien bereits vermuten lassen: Ökonomische Deprivation ist ein zentraler Risikofaktor für Gewalt in Paarbeziehungen“, erklären Lara Minkus und Ruth Abramowski.
Politische Implikationen für Gewaltschutz
Neben der wissenschaftlichen Bedeutung hat die Studie auch eine gesellschaftspolitische Relevanz. Die Autorinnen betonen, dass gezielte finanzielle Unterstützungsangebote für betroffene Frauen einen Beitrag zur Gewaltprävention leisten können.
„Unsere Studie zeigt: Auch in wohlhabenden Gesellschaften wie Deutschland spielt ökonomische Deprivation eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Partnerschaftsgewalt. Daher sind politische Maßnahmen gefragt, die ökonomische Abhängigkeit von Frauen abbauen und ihnen echte Handlungsspielräume eröffnen“ – so Minkus und Abramowski.
Kontakt:
Lara Minkus
Dr. Ruth Abramowski
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 5
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58550
E-Mail: ruth.abramowski@uni-bremen.de