Lara Minkus und Moritz Heß mit „Best Paper Award 2020“ ausgezeichnet

Ist familiäre Pflege ein Einkommensrisiko für diejenigen, die diese Pflegearbeit nebenbei leisten? Und wenn ja, ist das Risiko für Frauen größer? Zwei wichtige Fragen der Pflegeforschung, für die es bislang kaum fundierte Antworten gab. Lara Minkus und Moritz Heß aus dem SOCIUM haben dazu zusammen mit Ulrike Ehrlich vom Deutschen Zentrum für Altersfragen, Berlin, im Dezember 2019 in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie einen Aufsatz veröffentlicht, den die Deutsche Gesellschaft für Demographie nun mit dem „Best Paper Award 2020“ ausgezeichnet hat.

Familiäre Pflege, also das Pflegen Angehöriger zu Hause privat und unentgeltlich, so das Ergebnis der Untersuchung, ist in der Tat dann ein Einkommensrisiko. Allerdings ist das Risiko bei beiden Geschlechtern ähnlich. Frauen, die ohnehin für gleiche Arbeit weniger verdienen, werden bei Pflegetätigkeit in ihrem Hauptberuf nicht auch noch überproportional benachteiligt. Das Papier kommt zu klaren Empfehlungen für Politik und Arbeitgeber: Pflegearbeit kann nicht einfach nebenbei erledigt werden. Das sollte sich in zweierlei widerspiegeln: bezahlbaren Angeboten für professionelle Hilfe und Pflegedienstleistungen sowie flexible Gestaltung der Arbeitsplätze jener Menschen, die zusätzliche familiäre Pflegearbeit übernehmen.

Link zum Artikel: Springer Link

Link zur Deutschen Gesellschaft für Demographie: DGD

Kontakt:
Lara Minkus, Ph.D. /Dr. Moritz Heß
Universität Bremen
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville Str. 5
28359 Bremen
Tel.: 0421/218-58525
E-Mail: mhess@uni-bremen.de

 

Lara MinkusLara Minkus
Das ist das Ergebnis einer Studie der Soziologin Lara Minkus aus dem SOCIUM, gemeinsam veröffentlicht mit zwei Kollegen aus Florenz und Magdeburg.

Die Studie geht der Frage nach, ob und wie sich durch die Wahl Trumps die Unterstützung für die Europäische Union in Europa verändert hat. Das Ergebnis: Die Europäerinnen und Europäer sehen die EU positiver - interessanterweise vor allem diejenigen, die sich im politischen Spektrum rechts der Mitte verorten. Für die Untersuchung dieses Einstellungseffekts machten sich die Autoren zunutze, dass die Wahl Trumps mitten in die Erhebung einer Eurobarometer-Umfrage fiel. Mit den Eurobarometern erkundet die EU-Kommission regelmäßig die öffentliche Meinung der EU-Bürgerschaft, so auch im November 2016. Etwa die Hälfte der Interviews wurde vor der Trump-Wahl durchgeführt, die andere Hälfte danach. "Da der Wahlerfolg von Trump so überraschend kam und die Zuweisung der Befragten zu einem Interviewtermin vor oder nach der Wahl rein zufällig erfolgte und nicht von den jeweiligen politischen Voreinstellungen der Personen abhing, kommt dieser Umstand einem sogenannten natürlichen Experiment recht nahe", sagt Autorin Lara Minkus. Gemeinsam mit dem Soziologen Emanuel Deutschmann (European University Institute Florenz) und Jan Delhey, Professor für Makrosoziologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, hat sie festgestellt: Eine Veränderung in der Unterstützung für die EU nach der Präsidentschaftswahl muss folglich ein "Trump-Effekt" sein.

EU bei der politischen Rechten beliebter

Die EU erfährt nach der Trump-Wahl mehr Unterstützung durch die Bevölkerung. Allerdings verteilt sich dieser Anstieg ungleichmäßig, wenn man nach politischer Orientierung unterteilt. Dann sieht man, dass es vor allem diejenigen sind, die sich politisch rechts der Mitte einstufen, bei denen dieser Trump-Effekt messbar ist. Bei der politischen Mitte und den Linken hat sich die Unterstützung der EU zwar auch leicht erhöht, aber noch im statistischen Zufallsbereich. Was steckt bei den eher rechts-konservativen Bürgerinnen und Bürgern dahinter, fragten sich die Autoren. Hier können sie nur spekulieren. Am plausibelsten sei es, dass die Trump-Wahl in diesen politischen Kreisen die Hoffnung genährt hat, die EU in Richtung eines "Europas der Nationen" zu entwickeln, das sich stärker nach außen abschottet und eine protektionistischere Machtpolitik verfolgt, sagt Lara Minkus. "Ob dieser "Trump-Effekt" im rechten Spektrum nur vorrübergehend war oder von Dauer, werden die nächsten Europawahlen im Mai kommenden Jahres zeigen."

Weitere Informationen:
Minkus, Lara; Deutschmann, Emanuel; Delhey, Jan, 2019: A Trump Effect on the EU’s Popularity? The U.S. Presidential Election as a Natural Experiment, in: Perspectives on Politics, online-first, S. 1 - 18,  doi:10.1017/S1537592718003262


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Lara Minkus