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Corona: Integration in die Routineversorgung

Exakt zwei Jahre nach dem Beginn ihrer Veröffentlichungen legt die Autorengruppe ihre 6. Adhoc-Stellungnahme zu SARS-CoV-2/CoViD-19 vor und fordert die umgehende Integration der Corona-Versorgung in die medizinische Routineversorgung. Anlasslose Tests sind zu beenden, stattdessen ist eine Abklärung von Symptomen und Erkrankungen nach den gängigen medizinischen Verfahren angezeigt. Die ambulant-stationäre Lücke in der Betreuung von erkrankten Infizierten muss durch energische Anstrengungen geschlossen werden, um Unterstützung zu zeigen und ggf. eine geregelte Hospitalisierung zu ermöglichen. Die vulnerablen Gruppen sind unter den Bedingungen ihres Impfstatus genauer zu definieren, und unter den mannigfaltigen Fragen in der sozialen und psychologischen Betreuung sollten den Bedürfnissen der institutionell versorgten Patienten in Krankenhäusern und Pflegeheimen mehr Beachtung zukommen und z.B. dem Abschied von Verstorbenen ein würdevoller Rahmen zurückgegeben werden.

Es werden hierzu sieben Forderungen aufgestellt. „The end of the pandemic will not be televise“, eine Pandemie geht nicht schlagartig vorbei, sondern erfordert komplexe Kompromisse und bedarf daher einer starken, erfahrenen politischen Führung. Da vielerlei Maßnahmen ohne stichhaltige Begründung eingeführt wurden, besteht jetzt die Schwierigkeit, deren Beendigung ohne Bezug auf den Wegfall dieser Gründe verständlich machen zu müssen. Auf die Politik kommt die schwierige Aufgabe zu, diese Phase des Ausklingens der Pandemie zu gestalten.


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Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)

Portrait Gerd GlaeskePortrait Gerd Glaeske
Abschließende Bewertung innovativer Arzneimittel der Jahre 2013 bis 2020 in der Versorgungsrealität

Neue Arzneimittel: nicht innovativ, trotzdem verordnet

Der Innovationsreport 2021 macht aus Sicht von Professor Dr. Gerd Glaeske die Schwachstellen in der Arzneimittelforschung deutlich. „Es kommen zu wenig Arzneimittel auf den Markt, von denen Patient*innen wirklich profitieren. Dennoch werden die von uns als nicht innovativ bewerteten Medikamente verordnet. Das Missverständnis, dass „neu“ automatisch auch „innovativ“ im Sinne eines verbesserten Patient*innennutzens bedeutet, muss endlich ausgeräumt werden. Wir sehen: Der Nutzen von Medikamenten bleibt oft unbestimmt oder marginal, die Preise steigen dagegen exorbitant.“ Eine Auswertung von TK-Daten zu in den vergangenen Jahren neu auf den Markt gekommenen Medikamenten zeigt: 62 % der verordneten Tagesdosen sind anhand der Bewertung nicht innovativ, nur neun Prozent der verordneten Tagesdosen entfallen auf echte therapeutische Fortschritte.

Preisanstieg von über 1.000 Prozent

Eine weitere Zahl aus acht Jahren Innovationsreport bewertet, wie die neuen Arzneimittel der Jahre 2010 bis 2017 sich im Markt bewährten: Der durchschnittliche Packungspreis dieser Medikamente ist um fast 1.200 % gestiegen. „Patentgeschützte Arzneimittel sind hierzulande im internationalen Vergleich zu teuer“, so Glaeske. Das im Jahr 2011 in Kraft getretene Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) zeige zwar Wirkung, habe aber weiterhin Schwächen, die die Politik dringend angehen müsse. „Es ist ein Fehler im System, dass die Unternehmen die Kosten bei Markteintritt frei und völlig intransparent festlegen können. Ist ein extrem hoher Preis auf diesem Weg erst einmal etabliert, setzt dieser die Marke für die nachfolgenden Medikamente, da die Kosten anhand der Vergleichstherapie bestimmt werden – ein Teufelskreis“, sagt Glaeske. Sogenannte Orphan Drugs zur Behandlung von seltenen Erkrankungen sollten bei der Zulassung nicht länger den Vorzug haben, dass ihr Zusatznutzen im Vergleich zu anderen Therapien von vornherein als belegt gilt.

Der Innovationsreport zeigt weitere Maßnahmen und ihre Einsparpotenziale für die GKV auf. „Die Ausgaben im Arzneimittelbereich steigen kontinuierlich – es ist klar, dass etwas passieren muss, kurz- wie langfristig. Wir brauchen faire Preise für neue Arzneimittel, die sich an ihrem tatsächlichen Nutzen und den tatsächlichen Forschungskosten orientieren“, sagt auch Dr. Jens Baas, der Vorstandsvorsitzende der TK.

Download Innovationsreport 2021


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Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)

Die Entwicklung durch Omikron. Jetzt den Übergang in die Endemie aktiv gestalten und die gesellschaftliche Diskussion öffnen

Die Thesenpapier-Autorengruppe hat aus aktuellem Anlass eine 5. Adhoc-Stellungnahme zum Thema „Die Entwicklung durch Omikron: Jetzt den Übergang in die Endemie aktiv gestalten und die gesellschaftliche Diskussion öffnen“ veröffentlicht.

Deutschland steht nun erneut vor grundsätzlichen Entscheidungen in der Pandemie, ohne dass die entscheidenden Fragen geklärt wären. Wie soll angesichts stark steigender „Inzidenzen“ durch die Omikronvariante künftig mit Kontaktverfolgungen, Quarantäneverordnungen, Genesenenstatus und 2G-Regel verfahren werden, welche Test- und Impfstrategien sind sinnvoll, brauchen wir eine allgemeine Impfpflicht, wie soll es für die Kinder und Jugendlichen weitergehen?

Zentrale Empfehlung der 5. Adhoc Stellungnahme ist die zeitnahe Formulierung einer Ebenen übergreifenden Exit-Strategie, die den Übergang in die Endemie eröffnet und begleitet. Ansonsten droht ein weiterer Verlust des Vertrauens in die Kompetenz und Handlungsfähigkeit der Politik und eine Verstärkung der bereits jetzt ausgeprägten gesellschaftlichen Polarisierung.

Foto Glaeske: ©Raphael Hünerfauth, photothek.netFoto Glaeske: ©Raphael Hünerfauth, photothek.net
Sofortprogramm: der erste Tag des neuen Bundesgesundheitsministers

Die Autorengruppe nutzt das Momentum des derzeitigen politischen Wandlungsprozesses für eine kritische Auseinandersetzung mit der bisherigen Pandemiebekämpfung und formuliert konkrete Vorschläge für eine zielgerichtete Pandemiebekämpfung unter der zukünftigen Bundesregierung. Als grundsätzliches Konzept wird vorgeschlagen, dass die Pandemie als komplexes System gesehen werden soll. Ein erfolgsorientiertes Umgehen mit einer Pandemie erfordere die Kenntnis ihrer wesensmäßigen Eigenschaften, die Erweiterung der Kenntnisse durch iterative Interventionen und als Grundlage aller Anstrengungen gesellschaftliches Selbstbewusstsein und Offenheit gegenüber unterschiedlichen Lösungsansätzen.

Konkret identifizieren die Autoren in ihrer aktuellen Stellungnahme zwölf zentrale Handlungsfelder, ihre Problemlagen und die zukünftigen Vorgehensweisen für eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung. Zentral sei es dabei bspw. für die Autorengruppe, dass die Kommunikation in Risikosituationen zwischen politischer Führung und der Bevölkerung maßgeblich verbessert wird, indem von einer Top-Down initiierten Kommunikation abgesehen wird und stattdessen ein bidirektionaler Austausch stattfindet. In diese neue Kommunikationsstrategie einfließen sollte demnach auch ein Neuanfang im Bereich der Impfkampagne. Dem zum Teil herrschenden Misstrauen bezüglich der Impfung sollte mit einer offeneren Strategie im Bereich der Dokumentation von Nebenwirkungen entgegnet werden.

Auf der Ebene der medizinischen Versorgung gilt es in Zukunft ein aussagekräftiges Score-System zu erarbeiten, dass die Vielschichtigkeit einer Pandemiesituation berücksichtigt. Gleichzeitig hat die Pandemie den Handlungsdruck in der stationären Pflege offengelegt. Hier ist eine Zusammenarbeit der politischen und gesellschaftlichen Akteure gefragt, um langfristig ein für Entlastung sorgendes Maßnahmenpaket zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang sollte auch die Organisation der prästationären Versorgung verbessert werden, sodass eine stationäre Aufnahme effizienter und effektiver erfolgen kann.

Insgesamt hat die Corona-Pandemie eine Schwäche in der Kooperation zwischen Wissenschaft und Politik offengelegt, die es zu reflektieren und zu verbessern gilt. Gemeinsam müssen funktionale Plattformen entwickelten werden, die unter den Stichworten Antizipation, Prävention und Resilienz eine bestmögliche Pandemiebekämpfung ermöglichen.

Stellungnahme


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Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)

Prof. Dr. Philip Manow
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58580
E-Mail: manow@uni-bremen.de

Dr. André Morawetz plötzlich verstorben

Mit großer Bestürzung und Trauer haben wir vom Tod unseres ehemaligen Kollegen Dr. André Morawetz erfahren. Wir verdanken ihm zahlreiche Anregungen für Forschungsthemen, bei denen die Weiterentwicklung der Versorgungsforschung im Bereich der Arzneimittelanwendung im Mittelpunkt stand. Dies war dann schließlich auch der Schwerpunkt seiner 2019 erfolgreich abgeschlossenen Promotion an unserem Institut, in der er sich ausführlich und auf hohem wissenschaftlichen Niveau mit dem Thema „Behandlungsmöglichkeiten chronischer Viruserkrankungen und ihre Auswirkungen auf das öffentliche Gesundheitssystem“ beschäftigt hat. Als Apotheker kannte er die Praxis der Arzneimittelversorgung, sein immer wieder geäußerter Wunsch war es aber auch, die wissenschaftliche Basis hinter der Praxis kennenzulernen und zu analysieren. Diese Motivation, hinter der Praxis Erklärungsmodelle zu finden und den systemischen Blick für das gesamte Versorgungssystem zu schärfen, hat sich letztlich auch positiv auf die Diskussionen unserer gesamten Arbeitsgruppe ausgewirkt. Die Praxis der Arzneimittelversorgung blieb aber trotz seines wissenschaftlichen Engagements auch immer Teil seiner Arbeit an unserem Institut: Die Themen Off-Label Use und Selbstmedikation, über die – bis heute – nur unzureichende Daten zur Anwendungshäufigkeit und Sicherheit vorliegen, haben Herrn Dr. Morawetz immer wieder beschäftigt. Insgesamt war es ihm ein Anliegen, nachdem er auch eine Zeit lang in Krankenkassen tätig war, diese Institutionen stärker an ihre Verantwortung für eine qualitativ hochwertige Versorgung als bisher zu erinnern und die Versorgungs- wie Arzneimittelanwendungsforschung mit einem Fokus auf Prozess- und Ergebnisqualität zu fördern. Der Transfer von der Forschung in die Praxis war für ihn eine wichtige Strategie, die er immer wieder betont hat.

Herr Dr. Morawetz hat unsere Arbeit im SOCIUM der Universität Bremen in den Jahren 2016 bis 2017 maßgeblich mit beeinflusst und geprägt. Wir haben insbesondere im Zusammenhang mit seiner Dissertation viele ausführliche konzeptionelle Gespräche geführt, wobei seine Kreativität bezüglich der Inhalte und der Darstellung zu seinem erfolgreichen Abschluss beigetragen hat. Wir alle werden uns gerne an die gemeinsame Zeit in unserer Arbeitsgruppe erinnern - André Morawetz wird für uns immer ein geschätzter Kollege und Kooperationspartner bleiben.

Darüber hinaus möchten wir allen Angehörigen von Herrn Dr. Morawetz, die – wie auch wir – völlig überrascht von seinem plötzlichen Tod sind, unser tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken.  

Gerd Glaeske, Heinz Rothgang, Saskia Gehn, Insa Heyde, Lutz Muth, Dörte Fuchs, Frieda Höfel, Vicki May, Esra Aksoy, Marle Wilhelm, Berit Marquardt, Linda Richter, Cornelia Trittin, Anja Lübs, Daniela Boeschen


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Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)

Ein Ansatz zur Ermittlung fairer Arzneimittelpreise in der EU und darüber hinaus

Patentgeschützte Arzneimittel sind einer der größten Kostentreiber für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Trotz einer relativ geringen Verordnungshäufigkeit (rund 6%) verursachen sie aufgrund sehr hoher Preise mit 21,6 Mrd. Euro fast die Hälfte aller Arzneimittelausgaben (43%) im Jahr 2019. Die International Association of Mutual Benefit Societies (AIM), eine schon lange bestehende Organisation international tätiger Ersatzkassen, hat daher ein Modell zur Berechnung fairer und transparenter Arzneimittelpreise anhand nachvollziehbarer Kriterien entwickelt. Diese basieren auf den Kosten der Hersteller sowie marktüblichen, jedoch limitierten Renditeaufschlägen. Die Arbeitsgruppe von Professor Glaeske unterzog den AIM Fair Pricing Calculator gemeinsam mit der TK einem Praxistest. Es wurde für eine Auswahl kostenintensiver Arzneimittel aus den Innovationsreporten, welche die AG von Professor Glaeske zusammen mit der TK seit 2013 publiziert, der nach dem AIM-Vorschlag faire Preis berechnet und die so ermittelten Jahrestherapiekosten mit den tatsächlichen zu Markteintritt und dem aktuellen Preisstand verglichen.

Die tatsächlichen Preise sind etwa zwei- bis 13-mal so hoch, wie sie fairerweise sein sollten. Umsatzgewichtet ergibt dies zusätzliche Kosten in Höhe von etwa 173 % für patentgeschützte Arzneimittel in der GKV. Das AIM-Modell zeigt - übertragen auf die GKV-Gesamtausgaben - demnach ein Einsparpotenzial von etwa 13 Mrd. Euro pro Jahr auf, mit steigender Tendenz.

Als Fazit stellt Professor Glaeske fest: „Der AIM Fair Pricing Calculator ist eine Bereicherung in der Diskussion um faire Arzneimittelpreise und er sollte als ein erster Vorschlag für künftige Preisverhandlungen dienen. Gleichzeitig sollte der Fair Pricing Calculator als Anreiz für die pharmazeutischen Unternehmen gesehen werden, Transparenz der Forschungs- und Produktionskosten herzustellen sowie Daten zum patientenorientierten Nutzen (Evidenz). Nur unter diesen Voraussetzungen werden wir auf Dauer angemessene und faire Arzneimittelpreise mit einer auskömmlichen Rendite für die pharmazeutischen Unternehmen vereinbaren können, die unsere Gesundheitssysteme nicht überfordern.“

Download: AIM Fair Pricing Calculator für patentgeschützte Arzneimittel

fairpricingcalculator.eu


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Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)

Apotheker Lutz Muth

Portrait GG: Raphael Huenerfauth, photothek.netPortrait GG: Raphael Huenerfauth, photothek.net
Die Pandemie als komplexes System, die Steuerung der Epidemie durch Indikatoren-Sets, Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie sowie die Politik und Demokratie unter Pandemie-Bedingungen

Das 8. Thesenpapier erweitert die bewährte Dreiteilung Epidemiologie, Prävention und Gesellschaftspolitik um ein vorangestelltes Kapitel, das ein konzeptionelles Verständnis der Epidemie vorschlägt, das sich von der gängigen, biologistisch-linearen Sichtweise abhebt. Insgesamt werden vier Themen behandelt:

  • die Pandemie als komplexes System,
  • Steuerung durch Indikatoren und Entwicklung eines Indikatoren-Sets,
  • Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie,
  • Politik und Demokratie unter Pandemie-Bedingungen.

 

Das Thesenpapier 8 versucht mehr Perspektive, in erster Linie durch den Vorschlag eines
Konzeptes für das Verständnis der Pandemie, in zweiter Linie durch den Vorschlag eines zur Steuerung geeigneten Indikatoren-Sets, drittens durch nochmalige Vertiefung des Wissenstandes zu den Kindern und Jugendliche in der Pandemie, und viertens durch den Versuch einer politischen Deutung, zu bieten.

Zusammenfassung:
Als Konzept wird vorgeschlagen, das die Epidemie als komplexes System gesehen werden soll. Die einzelnen Personen stellen die Elemente des Systems dar, die Infektion als eine Form der Interaktion, die Infektionsvorgänge als Resultante von Virus-, Wirts- und Umgebungseigenschaften nach den in komplexen Systemen durchaus vorhandenen, jedoch nicht sichtbaren Regeln dieser Interaktion. Ein erfolgsorientiertes Umgehen mit einer Epidemie erfordert die Kenntnis der wesensmäßígen Eigenschaften (Attraktoren, z.B. Altersabhängigkeit), die Erweiterung der Kenntnisse durch iterative Interventionen (z.B. Evaluation der Schulschließungen), und als Grundlage aller Anstrengungen gesellschaftliches Selbstbewusstsein und Offenheit gegenüber unterschiedlichen Lösungsansätzen.

Ein konkreter Vorschlag für ein multidimensionales Indikatoren Set zur Steuerung wird vorgestellt, das basierend auf dem Entwurf der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft eine Altersstratifizierung und weiterhin eine nach Impfstatus, Komorbidität, sozioökonomischen Faktoren und Positivitätsrate nebst Testfrequenz spezifizierte Melderate in den Mittelpunkt stellt. Weiterhin werden Outcome-Indikatoren wie die (ebenfalls nach Komorbidität und Impfschutz spezifizierte) Hospitalisierung, Intensivbelegung und Beatmungspflichtigkeit herangezogen. Allerdings ist eine politische Linie beim Übergang in multidimensionale Steuerungssysteme derzeit nicht erkennbar.

Kinder und Jugendliche haben während der Pandemie einen erheblichen Beitrag für die Gesellschaft geleistet und dabei selbst gravierende Nachteile in Kauf genommen. Bei allen Maßnahmen, die künftig gelten werden, ist ihr Wohl vorrangig zu berücksichtigen.

Statt Linearität und Unterordnung sind heute Autonomie, Ambiguität bzw. VUCA (variability, uncertainty, complexity, ambiguity) die Worte, die in der Politik umzusetzen sind.


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Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)

Prof. Dr. Philip Manow
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
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Portrait GG: Raphael Huenerfauth, photothek.netPortrait GG: Raphael Huenerfauth, photothek.net
Die Autorengruppe ergänzt die Ausführungen aus Thesenpapier 4 und 6.1 in Bezug auf die intensivmedizinische Versorgung

Die Autorengruppe Thesenpapiere hat, beginnend mit Thesenpapier 4 (30.08.2020) und Thesenpapier 6 (22.11.2020), in der 3. Ad hoc-Stellungnahme mit dem Titel „Die Pandemie durch SARS-CoV-2/CoViD-19 – zur intensivmedizinischen Versorgung in der SARS-2/CoViD-19-Epidemie“ vom 17.05.2021 einen analytischen Schwerpunkt gesetzt, diesen am 06.06.2021 mit: „Ergänzende Materialien Nr. 1 zur Bettenverfügbarkeit“, am 11.06.21: „Kurz-Stellungnahme der Autorengruppe zum Bericht des Bundesrechnungshofes […]“  und am 23.07.21 mit: „Ergänzende Materialien Nr. 2 zur 3. Ad hoc-Stellungnahme der Autorengruppe zur intensivmedizinischen Versorgung – Bettenverfügbarkeit auf Länderebene“ noch weiter vertieft und eine intensive öffentliche Diskussion in Gang gesetzt. Am 9. Juni 2021 hatte der Bundesrechnungshof den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages unter dem Titel „Bericht nach §88 Absatz 2 BHO über die Prüfung ausgewählter Corona bedingter Ausgabepositionen des Einzelplans 15 und des Gesundheitsfonds (Abgabe von Schutzmasken an vulnerable Personengruppen, Ausgleichszahlungen an Krankenhäuser und Aufbau von Intensivbettenkapazitäten)“ informiert, in dem die Kritik der Autorengruppe in weiten Teilen bestätigt wurde.

Inzwischen haben sich auch verschiedene Krankenkassen, der GKV-Spitzenverband und das BMG des Themas angenommen. Die in den Medien andauernde Diskussion zeigt, wie groß der Bedarf an Aufklärung und Transparenz ist. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Frage, ob die Zahl der von den Krankenhäusern als betreibbar gemeldeten Intensivbetten als Maßstab für die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems gelten kann und auch künftig als Parameter für zu ergreifende Maßnahmen im Rahmen der Pandemiebekämpfung herangezogen werden sollte.


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Prof. Dr. Philip Manow
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Cover PsoriasisreportCover Psoriasisreport
Psoriasis – Schuppenflechte. Informationen für Patienten und Interessierte

Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte) ist eine Volkskrankheit mit über zwei Millionen Betroffenen in Deutschland. Vielen Akteuren im Gesundheitswesen ist es jedoch immer noch nur wenig bekannt, dass Psoriasis eine aus Patientensicht extrem belastende Erkrankung ist. Die Einbußen an Lebensqualität, die hohen psychosozialen Belastungen der Patienten und ihrer Angehörigen wie auch die beträchtlichen volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind erst mit der Versorgungsforschung der letzten Jahre hinreichend dargelegt worden.

Weltweit zeigen die Daten der Versorgungsforschung die Bedeutung der Psoriasis wie auch die Defizite in der Versorgung so eindrücklich, dass die WHO-Konferenz empfohlen hat, Psoriasis neben den kardiovaskulären Erkrankungen und dem Diabetes zu einer besonders versorgungsrelevanten Erkrankung zu erklären.

Ziel des Psoriasisreports ist es, die Versorgung anhand fundierter Daten darzustellen und Ansätze für eine Verbesserung der Versorgung auf Basis der Evidenz für Deutschland zu liefern.

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Prof. Dr. Gerd Glaeske (verstorben)

Foto Glaeske: ©Raphael Hünerfauth, photothek.netFoto Glaeske: ©Raphael Hünerfauth, photothek.net
Anlässlich des aktuellen Gesetzgebungsverfahrens zum 4. Bevölkerungsschutzgesetz ergänzt die Autorengruppe ihre Thesenpapiere um eine zweite dringliche ad hoc-Stellungnahme

Das "Notbremsengesetz" ist verfassungsrechtlich und rechtspolitisch hochproblematisch. Es knüpft den Eintritt von z.T. gravierenden Grundrechtseingriffen unverhältnismäßig an einen politisch willkürlich gesetzten und zudem unsicheren "Schwellenwert", der als Steuerungswert untauglich und zudem durch die neuen Testungen beeinflussbar ist. Das Gesetz verkürzt den Rechtsschutz, reduziert ihn auf Normenkontrollklagen oder (begrenzt) auf Verfassungsbeschwerden. Der Verwaltungsrechtsweg wird so vollständig ausgeschlossen, der eigentlich für diese Grundrechtseingriffe den unverzichtbaren Rechtsschutz für den Bürger darstellt.

Link zur zweiten ad hoc Stellungnahme


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