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Die BKK-Arzneimittelberatung hat den aktuellen Stand zusammengefasst.

Ausgangspunkt für diese Frage war eine Nachricht in den sozialen Medien über eine vermeintliche Untersuchung der Uniklinik Wien, gemäß welcher Ibuprofen den Verlauf von Covid-19 verschlechtern würde. Diese „Fake News“, welche durch die Uniklinik Wien zeitnah dementiert wurden, brachten dennoch einige Verunsicherung mit sich.

 

In einem Leserbrief, welcher in der Fachzeitschrift The Lancet publiziert wurde, stellen die Autoren aufgrund theoretischer Überlegungen die Hypothese auf, dass es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Ibuprofen und einem erhöhten Infektionsrisiko mit dem neuen Coronavirus geben könnte. Sie begründen dies damit, dass SARS-CoV-2 über ein bestimmtes Enzym namens ACE2 an seine Wirtszelle bindet. Das Vorhandensein dieses Enzyms könne durch Ibuprofen erhöht werden und somit würde eine Infektion mit SARS-CoV-2 begünstigen. Es gibt derzeit zu dieser Hypothese keinerlei wissenschaftliche Untersuchungen, sodass jegliche Belege dafür fehlen.

Die WHO hatte zunächst in einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass in der Selbstmedikation Paracetamol gegenüber Ibuprofen bei Verdacht auf Covid-19 zu bevorzugen sei, korrigierte diese Aussage jedoch am Tag darauf und rät nun nicht von der Einnahme von Ibuprofen ab. 

Auch die europäische Arzneimittelbehörde EMA teilt die Einschätzung, dass es keine wissenschaftliche Evidenz für einen Zusammenhang zwischen Ibuprofen und einer Verschlechterung von Covid-19 gibt. Wenn im Rahmen von Covid-19 ein Mittel gegen Fieber und/oder Schmerzen einsetzt werden soll, so sollen alle Möglichkeiten einschließlich Paracetamol und Ibuprofen berücksichtigt werden. Jedes Mittel hat dabei sein eigenes Nutzen-Risiko-Profil, welches in der jeweiligen Fachinformation dargestellt wird. Die EMA weist zudem ausdrücklich darauf hin, dass es für Patienten, die Ibuprofen aufgrund einer Erkrankung regelmäßig einnehmen, keinerlei Evidenz gibt, dieses abzusetzen. Daher sollten Patienten, die Ibuprofen ärztlich verordnet bekommen, die Behandlung keinesfalls ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abbrechen.

Für Ibuprofen gilt generell, dass es gemäß Fachinformation bei älteren Patienten und solchen mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und chronischen Atemwegserkrankungen nur unter besonders sorgfältiger ärztlicher Überwachung angewendet werden sollte. Bei diesen Patientengruppen ist daher nach Möglichkeit Paracetamol vorzuziehen.

 

Quellen:

Med. Universität Wien: Pressemitteilung vom 14. März 2020, https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2020/news-im-maerz/angebliche-forschungsergebnisse-der-wiener-uniklinik-rund-um-das-covid-19-virus-und-ibuprofen-sind-fake-news/

Fang et al.: Lancet Respir. Med., online publ. am 11. März 2020, doi: 10.1016/S2213-2600(20)30116-8, https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2213-2600%2820%2930116-8

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/03/18/who-ibuprofen-nicht-ohne-aerztlichen-rat/chapter:all

EMA: Pressemitteilung vom 18. März 2020, https://www.ema.europa.eu/en/documents/press-release/ema-gives-advice-use-non-steroidal-anti-inflammatories-covid-19_en.pdf

Fachinformation Ibuprofen, https://www.fachinfo.de/

 

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Kontakt:
Apothekerin Anja Lübs