Allgemeine Wehrpflicht, Militär und Wohlfahrtsstaatsentwicklung in Europa

Im Gegensatz zur Standarderklärung der Entstehung des westlichen Wohlfahrtsstaates argumentiert dieses Projekt, dass die frühe Sozial- und Bildungsgesetzgebung in Westeuropa maßgeblich von militärischen Interessen und Machtambitionen des Staates mit angestoßen wurde. Die militärischen Ursprünge dieser Politikfelder und die Rolle des Militärs als Akteur wurden bislang von der Wohlfahrtsstaatsforschung weitestgehend ausgeblendet. Die kausale Verbindung zwischen Militär, Machtpolitik und Staatsintervention bilden die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und der rapide militärtechnologische Fortschritt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beide Entwicklungen fielen in eine Zeit massiver Industrialisierung und demografischer Umwälzungen und läuteten das Zeitalter des industrialisierten Massenkriegs ein. In diesem Kontext gewannen die Größe und der Bildungsstand der Bevölkerung sowie Fragen der Volksgesundheit für die militärische Schlagkraft und machtpolitische Ambitionen des Staates an Bedeutung. Militärische Bedenken und Erfordernisse im Hinblick auf die Quantität und Qualität des „Menschenmaterials“ bildeten – so das zentrale Argument – ein Einfallstor für sozial- und bildungspolitische Reformen. Diese These soll am Beispiel westeuropäischer Staaten über den Zeitraum von 1860–1930 empirisch untersucht werden.

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Allgemeine Wehrpflicht, Militär und Wohlfahrtsstaatsentwicklung in Europa
Forschungsteam: Herbert Obinger (Projektleitung); Nikolas Dörr; Lukas Grawe

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